- Kupfer-Acrylat-Systeme
Die Hauptwirkstoffe sind Kupfer- oder Zinkverbindungen, die kontrolliert durch eine chemische Reaktion aus der Copolymer-Matrix freigesetzt werden, in Kombination mit Co-Bioziden z.B. DCOI Sea Nine 211TM oder Zink-Pyrithion, welche lose beigemischt sind. Die SPC’s werden überwiegend im Meeresbereich eingesetzt. Sowohl die TBT-haltigen als auch die TBT-freien Farben enthalten Kupfer als biozid wirksamen Inhaltsstoff sowie organische oder anorganische Biozide als Wirkungsverstärker („Booster“). Die Kupferfreisetzungsraten der TBT-freien selbstpolierenden Antifouling-Anstriche liegen nur leicht über denen der TBT-haltigen selbstpolierenden Antifouling-Anstrichen. Die Mehrheit der organischen Co-Biozide, die in TBT-haltigen SPC-Antifouling-Produkten und in den Free-association Antifouling Paints (FAP) verwendet werden, sind nicht leicht abbaubar. Im Gegensatz dazu unterliegen die eingesetzten Co-Biozide der SPCs auf Basis von Kupfer, z.B. Zink-Pyrithion und DCOI Sea Nine TM, einem raschen Primärabbau, verbunden mit einer deutlichen Abnahme der Toxizität (IMO, 1999). Da sowohl die TBT-SPCs als auch die TBT-freien Cu-basierten SPCs Kupfer und organische Co-Biozide enthalten, wobei die in den Cu-basierten SPCs verwendeten Co-Biozide einem schnellen Primärabbau unterliegen, sind die TBT-freien Anstriche wegen des Fehlens des endokrin wirksamen TBT als weniger schädlich zu bewerten.
Sie sind aber dennoch aufgrund der Persistenz von Kupfer nicht unschädlich. Sie sollten als Übergangslösung angesehen werden, bis biozidfreie Varianten oder zumindest Antifoulings, die auf organischen Bioziden basieren, welche den Tests auf leichte Abbaubarkeit (ready biodegradability; OECD 301 A-F) genügen, auf dem Markt verfügbar sind. Aus Umweltsicht sind die oben erwähnten TBT-Substitute deutlich günstiger als die TBThaltigen Antifoulings zu bewerten. Dies wurde durch vergleichende Einschätzungen der TBT-haltigen SPCs und TBT-freien Cu-basierten SPCs (Zink-Pyrithion/TBT und DCOI ( Sea Nine 211TM)/TBT) bestätigt. Kupfer wurde nicht in die Bewertung aufgenommen, da es auch in TBT-haltigen Antifoulings in vergleichbaren Gehalten enthalten sein kann .
Weitere Substitute auf FAP-Basis:
Es werden Antifoulingfarben als Free Associating Paints (FAP) angeboten, die anstelle von TBT andere organische Biozide, z.B. s-Triazine (Irgarol), Harnstoffderivate (Diuron seit 08.2008 nicht mehr zugelassen) oder Dithiocarbamate enthalten, welche bisher nur als Co Toxikanten / Wirkungsverstärker eingesetzt wurden. Diese Antifouling-Anstriche haben eine schlechtere Wirksamkeit als die SPCs; ihre Wirkstoffe sind schlecht abbaubar bis persistent. Sie können deshalb nicht als akzeptable Alternativen angesehen werden. Im Bereich der Freizeitschifffahrt werden diverse „Eigenrezepturen“ eingesetzt. So mischen einige Yachtbesitzer ihren Unterwasserfarben Antibiotika bei. Dies stellt nach Meinung von Umweltmedizinern nicht nur einen völlig unnötigen Eintrag dieser Arzneimittel in die Gewässer dar, sondern kann auch die Ausbildung von Antibiotikaresistenzen fördern.
Natürliche Biozide:
In der Natur vorkommende Stoffe und Extrakte aus marinen Pflanzen und Tieren (z.B. Algen und Schwämmen), die eine Besiedlung durch andere Organismen verhindern und als Schutz vor Fressfeinden dienen, werden auf ihre Wirksamkeit in herkömmlichen Farben untersucht. Es wird an der Synthetisierung dieser biogenen Biozide und der Einbindung in eine SPC-Matrix zur kontrollierten Freisetzung in die Umwelt gearbeitet.
Auch terrestrische pflanzliche Stoffe wie Nelken- oder Thymianöle werden auf ihre Eignung als natürliche biozide Wirkstoffe in Antifoulingfarben untersucht. Inzwischen konnte bei keinen pflanzlichen Produkt ein länger anhaltender Erfolg erzielt werden. Was für ein Schlauchboot sich im Urlaub bewährt ist in der Praxis für die meisten Bootseigner nicht übertragbar.
Admin