Grundsätzlich können wir bei neueren Booten davon ausgehen, dass es sich immer um Spannungsrisse handelt die durch zu starke mechanische Belastungen erfolgen. Der Gelcoat hat eine Elastizität die im Bereich von ca. 4,6% liegt. Die Elastizität ist in der Regel geringer als das darunterliegende ISO-Laminat. Kommt es zu übermäßigen Belastung, sehr oft bei Gleitern die übermotorisiert sind, die durch Wind und Welle regelrecht geprügelt werden, dann wird die Elastizität vom Gelcoat überschritten und es kommt zu Materialschäden - zu linearen Haarrissen. Kommt es bei solchen mechanischen Belastungen zu Punktförmigen Spannungen - Belastungen wie z.B. oft an den Relingstützen oder im Bereich der Ruderlager, Tankeinfüllstutzen usw., dann entstehen Spinnenetzartige Haarrisse die dann Sternförmig angeordnet sind.
Mancher meint dann, er fräst die Risse mit einem Kugelfräser aus und spachtelt die Risse aus und damit ist das Problem behoben. Das ist aber nur von kurzer Dauer, da die Ursache für die Entstehung der Risse weiter bestehen bleibt. Oft wird dabei übersehen, dass zwischen Gelcoat und Laminat eine besonders Harzreiche Laminatschicht eingebracht wird, auf die sich solche Risse ausdehnen können. Beschreibung unter Herstellungsprozess http://www.antifouling-shop.com/showthread.php?t=1516 Damit dürfte jedem verständlich sein, dass eine Reparatur solcher Risse nur dann möglich ist, wen die Ursache für die Entstehung beseitigt wird was in der Regel kaum möglich ist, oder wenn der Gelcoat entfernt wird und durch eine Beschichtung mit erheblich höherer Elastizität ersetzt wird. Ein einfaches ausspachteln genügt dabei nicht. Es werden dafür vom Bootszubehör oft Reapratur-Set´s angeboten, aber da handelt es sich um vergebliche Liebesbemühungen. Die Nano-Spezialisten verschließen die Risse mit Nanofüllstoffe, was für einige Zeit die Optik verbessert aber den Riss nicht beseitigen kann.
Bei älteren Yachten haben wir es immer mit einer Auslaugung der Harze zu tun. Da immer - ohne Ausnahme Feuchtemoleküle in den Gelcoat und auch in das ISO-Laminat eindringen, haben wir es mit einem Auslaugungsprozess zu tun. Im GFK-Laminat wird das Laminat vor der Verarbeitung wegen der besseren Bindung getaucht oder Pulverbeschichtet. Dabei handelt es sich um ein Poxyd, das sehr instabil auf Grund seiner 3-Ring Molekülstruktur auf Feuchte reagieren kann. Dabei verbindet sich das Poxydmolekül mit einem Feuchtemolekül und es entsteht ein Diol - eine Flüssigkeit hoher Dichte. Da sich das Laminat vom Harz trennt, verliert das Boot seine statische Festigkeit unter dem Begriff bekannt - das Boot wird weich! Die Folge ist, dass in laufe der Zeit das Laminat zu brechen - reißen beginnt, das Boot wird immer instabiler mit der Folge dass auch der Gelcoat zu reissen beginnt da seine Elastizitätsgrenze überschritten wird. Solche Boote meist um die 30 Jahre und älter und sind in der Praxis fertig, - "Schrott", auch wenn das keiner wahrhaben möchte und immer noch von einen osmosefreien Boot "träumt" oder erzählt, nur weil er keine Blasen auf dem Gelcoat sieht.
Wie bereits beschrieben, das umgewandelte Poxyd - Diol bildet eine Flüssigkeit mit hoher Dichte. Da immer Flüssigkeiten mit hoher Dichte sich mit Flüssigkeiten niedriger Dichte ausgleichen, wird diese osmotische Prozess bei solchen Yachten mit zunehmenden Alter beschleunigt. Es werden immer mehr Feuchtemoleküle aufgenommen, das Boot quillt auf, es dehnt sich aus, der darüber liegende Gelcoat reißt. Diese Art von Osmose die für den Laien nicht sichtbar ist, riecht im Bootsinneren muffig. Wer also sicher gehen möchte beim Kauf eines Bootes, zuerst das Boot kurz vor der Besichtigung aus dem Wasser nehmen, alle Luken dicht, das Boot in die Sonne stellen und nach einigen Stunden die Luken öffnen. Solche Boote haben alle keine Blasen, damit meinen die meisten auch keine Osmose und sind im Grund schwerst osmotisch geschädigt. Auch wenn der Preis für viele verlockend ist, solche Boote sind nun mal "Schrott" und gehören auf dem Müll, oder taugen noch als Angelboot. Die Kalkulation für eine Sanierung nur vom Unterwasserschiff ist mit 1200,-€/Bootmeter, zzgl. Strahlen, Kielsanierung, umsetzen und Mwst. zu veranschlagen. Für ein 10 m Boot so um die 15 000,-€, damit können dann noch ein paar Jahre gewonnen werden. Wird dabei noch der Überwasserbereich und womöglich das Deck noch saniert, dann bewegen wir uns im Bereich wo sich einer überlegen soll sich gleich ein neuwertiges Boot zu kaufen, denn das ist unter Berücksichtigung der Folgekosten meist preiswerter.
Eine Teilsanierung ist da nur noch möglich, den Gelcoat runter, trocknen, laminieren, spachteln, mehrere Lagen Epoxy Grundierungen und zuletzt 4-5 Lagen 2 Komp. PU-Acryl Lackierungen. Damit lassen sich noch ein paar Jahre Nutzungsdauer bei entsprechender Belastungen und Auslastung gewinnen. Die Sanierungskosten solcher Schiffe übersteigen bei weitem den Wert eines solchen Bootes. Daher sind meist solche Boote die immer günstig für 3-6 Tausend Euro angeboten werden, weniger Wert als die Entsorgungskosten. Die Schnäppchen die da immer wieder in Ebay oder auch in den Verkaufsbörsen angeboten werden sind keine Schnäppchen. Mancher meint dann beim Kauf eines solche "günstigen" Boot, dass er handwerkliches Geschick hat und will es dann für ein paar Euro sanieren. Wenn es sich um einen echten Klassiker noch handelt so wie bei einem Oldtimer z.B. Daimler 300 SL Flügeltürer, dann "JA". Ansonsten kann ich nur sagen, entsorgen - verschrotten, denn der Arbeitsaufwand steht in keinem Verhältnis zum Wert eines solchen Bootes. Diese "Schnäppchen" sind alle weit - weit überteuert und werden nur deshalb gekauft, weil mancher sich einen Kindheitstraum erfüllen möchte. Warum besonders solche Boote in Norddeutschland Abnehmer finden, die oft noch mehrere tausend Euro bezahlen, ist uns ein Rätsel. In der Adria verschwinden solche Boote meist still und leise oder werden in einer Bucht entsprechend ausgeschlachtet abgestellt und sich selbst überlassen.
Eine weitere Ursache für die Haarrisse ist das Auslaugen des Gelcoats. Während des Auslaugens schrumpft das Polyester. Durch das Schrumpfen der Oberfläche bilden sich kleine Brüche. Das Rissbild ist also nicht Sternförmig sondern strukturiert. Wenn sich das Auslaugen fortsetzt, breiten sich die Brüche aus und kreuzen sich, so dass sich die typischen Haarnetzmuster einstellen. Gegenwärtig erhältliche Gelcoats sind frei von Auslaugung. Um Blasen zu bilden, müssen die WSM (WSM nach engl. "water soluble material") im Laminat eingeschlossen bleiben. Die einwärtsgerichtete Bewegung der Feuchte und gleichzeitig die Unfähigkeit der WSM, nach außen zu wandern, sind Bedingung um einen osmotischen Druck aufzubauen, der das Blasenwachstum verursacht. Kommt der Gelcoat in die Jahre, dann beginnt er nun mal zu kreiden, er ionisiert und versprödet und er beginnt ohne wenn und aber zu reissen. Grundsätzlich aber kann jeder davon ausgehen, wir haben es immer in irgend einer Form in Verbindung osmotischer Prozesse zu tun die nicht erkannt werden. Die bekannten Blasen sind in der Regel nur eine Teilerscheinung die wir als Blasenpest bezeichnen und im Grunde leicht zu sanieren ist. In vielen Fällen aber, lassen Blasen z.B. im unteren Bereich des Unterwasserschiffes, im Kielbereich bereits eine fortgeschrittene osmotische Schädigung vermuten.
Auch in diesen Fall macht es keinen Sinn, die Haarrisse auszuspachteln. Das wäre vergleichbar, wie wenn einer einen uralten Autoreifen zu flicken versucht. Was bleibt ist die vollständige Beseitigung und Erneuerung des Gelcoats oder mit einem Beschichtungssystem größerer Elastizität. Vergesst also die Wundermittel von manchen Bootsladen oder Messeverkäufer mit Nano, Titanoxyd usw. die solche Risse nur vorrübergehen verstecken können, denn Wunder sind wirklich nur sehr selten und nicht von langer Dauer.
Admin
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