Zur besonderen Vorsicht rate ich immer vor den Dauer - Restauratoren in den zahlreichen Foren, die alles wissen, beste Erfahrungen gemacht haben, haben immer osmosefreie - gepflegte Yachten, sind auch immer zufrieden und werden auch nach 30 Jahren bastelarbeit nicht fertig. Mancher meint, dass er die physikalischen Eigenschaften der Materialien mit irgend welchen Produkten verbessern kann, weil die Yachthersteller alle keine Ahnung haben. Wir orientieren uns an den Yachtbesitzern, die Ihre Boote entsprechend den Verwendungszweck nutzen und bis auf die allgemeinen Pflegemassnahmen auch nichts machen müssen. Wer meint, er muss schleifen, weil es das beste ist, der soll auch schleifen, denn jede Werft freut sich auf einen neuen Kundenauftrag. Ansonsten können wir nur jeden raten, nicht jeden Händler (wir sind auch einer) oder Verkäufer blindlings zu vertrauen wenn er für seine Vorschläge und Empfehlungen nicht sagen kann WARUM!
Die Diffusion ist der Weg, wie die Feuchte ins Innere eines Laminates gelangt und grds. auch wieder hinaus. Findet Diffusion nur in eine Richtung statt, spricht man von Osmose. Die Feuchte diffundiert molekülweise (z. B. duch das niemals völlig dichte Gelcoat) vom Ort niedriger Konzentration zu dem höherer Konzentration. Beschädigungen der schützenden äußeren Harzschicht und Lufteinschlüsse im Laminat dürften dem Prozess förderlich sein. Damit dieser Prozess sich nicht schadlos umkehrt, sobald das Boot trocken lagert, muss im Inneren des Laminats (und wohl relativ schnell) etwas geschehen. Die Feuchte muss aus dem Harz entweichen ohne die Gewebematerial- Substanzen zu lösen, die eine Rückdiffusion erschweren bzw. verhindern aufgrund veränderter Molekülgrößen. Sonst träte wohl nur ein "Sättigungseffekt" ein, sobald die Konzentration "innen" gleich der aussen wäre. Ob das allein schädlich wäre, weiß ich nicht, kann es mir aber nicht recht vorstellen, es sei denn, die unterschiedlichen Laminatbestandteile teilten sich durch Spannungen aufgrund unterschiedlicher Größenänderungen infolge Feuchteaufnahme.
Erst durch das Verhindern der Rückdiffusion findet der Aufbau eines laminatzerstörenden osmotischen Drucks im Laminat statt, der in Verbindung mit der Bildung von alkalischen oder sauren Flüssigkeiten durch das "Auswaschen" von Materialbestandteilen zu fortschreitender Zerstörung führt. Weil im Laminatinneren eine Lösung entsteht, die wegen ihrer Molekülgröße nicht oder nicht so schnell durch Diffusion entweichen kann, wie neue Feuchte von aussen hineindiffundiert, baut sich dieser Druck auf, werden weitere lösliche Bestandteile ausgewaschen und die Substanzschädigungen in die Tiefe getragen.
Zum Thema:
Der Gasaustausch durch Polymere (z.B. Gelcoat, Laminat, Isoharz usw.) findet in der Regel nur durch Diffusion statt. "Diffusion" nennt man die allmähliche Durchmischung verschiedener Gase (aber auch Flüssigkeiten und sogar Festkörper) ohne äußere Einwirkung, allein durch Molekularbewegung, bis die Verteilung der verschiedenen Moleküle überall gleich ist. Die Diffusion in Polymeren ist ein Ausgleichsprozess, des unter Entropiezunahme zu einem weniger geordneten, also wahrscheinlicheren Zustand führt, sie findet demnach nach dem physikalischen Gesetzen der Thermodynamik zwangsläufig statt.
Der Widerstand, den ein Material der Diffusion von Wasserdampf oder anderen Gasen entgegenwirkt, hängt hauptsächlich von seinem Porengefüge ab, je mehr offene Poren, desto geringer der Widerstand. Nur der Porendurchmesser spielt für Wasserdampfmoleküle so gut wie keine Rolle, sie sind kleiner und leichter als fast alle anderen Luftmoleküle, Sauerstoffmoleküle haben zum Beispiel 60% mehr Masse und Kohlendioxidmoleküle fast dreimal soviel. Größere Moleküle diffundieren also langsamer. Daher ist die Diffusionsgeschwindigkeit von Kohlendioxidmolekülen auch bereits in der Luft viel geringer als die von Wasserdampf und so gibt es Bauteilschichten, die zwar die Diffusion von Kohlendioxid fast völlig absperren, der Wasserdampfdiffusion aber keinen allzu großen Widerstand entgegensetzen.
Diffusionswiderstandswerte sind die Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahlen und die daraus errechneten "diffusionsäquivalenten Luftschichtdicken" (sd-Wert). In Analogie zu diesen Werten, die nur die Diffusion von Wasserdampf durch ein Material beziehungsweise ein Bauteil betreffen, geben manche Baustoffkataloge vor allem bei Anstrichen und anderen Beschichtungen auch Widerstandswerte zur Kohlendioxiddiffusion an.
Die Fähigkeit von Baustoffen, für Wasserdampf durchlässig zu sein, wird durch die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl beschrieben. Je niedriger der Wert. desto weniger wird der Wasserdampf auf dem Weg von der warmen zur kalten Seite gebremst. Für offenporige Konstruktionen ist ein niedriger μ-Wert vorteilhaft, da die Entfeuchtung ungehindert und schnell ablaufen kann.
Werte unter
μ = 10 zeigen eine sehr gute Diffusionsfähigkeit für Wasserdampf an,
μ = 10 - 50 sind mittlere Diffusionswerte, z.B. Polystyrol expandiert ca. 30
bei μ- Werten von 50 - 500 wird die Dampfdiffusion eingeschränkt, z.B. Polyester 300-400, Epoxide 200-300, Vinylharze 1500-2500 usw.
bei μ 500 - 15.000 wird sie stark eingeschränkt, z.B. Glas 10 000
ab μ 15.000 wirkt ein Material wasserdampfsperrend,
ab μ 100.000 ist ein Material dampfdicht wie z.B. Polyethylen Dichtbahnen oder Metalle
Damit dürfte jedem verständlich sein, wenn das eindringen der Wasserdampf-Moleküle nicht verhindert werden kann, kann auch eine zunehmende Feuchteaufnahme nicht verhindert werden. Das was da zahlreiche Händler und Verkäufer als angeblichen Osmoseschutz vermitteln ist eine Erfindung der Werbeabteilung und kein Farbenchemiker, Beschichtungstechniker oder Ing. würde einen solchen Unsinn abnehmen oder auch vermitteln. Das was da von vielen Händlern, sogar Bootsbauern - sogar Bootsbaumeistern vermittelt wird ist vergleichbar, dass mit der neuen geheimen verstärkten Formel Placentopex II die Falten im Gesicht oder am Kotflügel beim Auto sich beseitigen lassen. Die Einzige Einflussgröße zur Feuchteaufnahme ist nur der Diffusionswiderstandswert der durch die Materialeigenschaften bestimmt wird. Wer sich mal zurück erinnert an den Chemieunterricht an der Schule, der wird sehr schnell erkennen was für ein Unsinn da von sogenannten Fachverkäufern die im Grunde nicht wissen um was es geht da vermittelt wird. Ein solches Geschäft funktioniert nur mit der Angst, einer Werbeaussage und ohne zu sagen "WARUM".
Bei Polymeren wie z.B. ein Gelcoat ist ein Diffusionswiderstandswert von μ 1200 - 1500 technisch möglich, aber bei den meisten Polymeren - Epoxyden bei μ 300-400 ausgereizt. Daher unterscheiden sich auch viele Polymere untereinander und ein Gelshield das mit Calciumkarbonat-Kreide pigmentiert wurde hat einen erheblich geringeren Widerstandswert als z.B. ein Teerepoxyd oder die neu entwickelten Multicoat-Systeme die z.B. auch für Ballasttanks, Fäkalientanks, oder auch für Schutzanstriche bei den Offshore- Windanlagen verwendet werden.
Daher muss bei einer erforderlichen Osmosepropylaxe einer neuen Yacht grundsätzlich der Einzelfall beurteilt werden, da bei falscher Anwendung sehr schnell sich solche Propylaxen nachteilig auswirken. Z.B. eine neue Bavaria oder Schöchel-Segelyacht in der Adria erfordert keine Prophylaxe, sondern nur eine Versiegelung um die Eigenschaften des Gelcoats zu bewahren. Es kann aber durchaus Sinn machen, dass in mit Sedimenten angereicherten Gewässern, eine zusätzliche Opferschicht für den Gelcoat Sinn macht um den Gelcoat zu schützen. Zahlreiche Händler von Epoxydbeschichtungen weißen immer auf den Osmoseschutz hin. Nur was immer falsch verstanden wird, ein Osmoseschutz ist meist kein zusätzlicher Feuchteschutz sondern sehr oft ein zusätzlicher mechanischer Schutz. Wird also ein Unterwasserschiff vor mechanischen Schäden wie bei trockenfallen, ständiges trailern, Sedimentabrieb usw. belastet, dann macht eine zusätzliche Beschichtung um den Gelcoat vor mechanischen Schäden zu schützen durchaus Sinn. Einen Osmoseschutz mit einer undurchlässigen Feuchtesperre wie er von den Händlern und Verkäufern den Skippern vermittelt wird, den gibt es nicht, ist bei Polymeren physikalisch auch nicht möglich und ist im Grunde eine Erfindung der Werbeabteilung. Grundsätzlich ist immer der Einzelfall zu beurteilen und da sind natürlich die Hotlines vom Bootszubehör oder die Teilzeitkräfte die einen elektronischen Karteikasten bedient in der Regel weit - weit überfordert.
Auch die Hinweise auf Empfehlungen eines Bootsbauer oder mancher Werft sind in der Praxis Angaben aus einer Werbebeschreibungen der Händler und Verkäufer ohne Spezifikationen. Eine solche Beratung funktioniert meist nur in der Sportbootschifffahrt, denn kein Ing. einer Werft würde sich mit Angaben einer Werbepräsentation zufrieden geben. Fragt mal einen Verkäufer nach einer Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl oder die Spezifikationen für ein Gelshield, VCTar2, Interprotect, High Protect, Light Primer usw. und Ihr werdet sehr schnell feststellen dass die Luft bei den meisten Verkäufern sehr dünn wird. Mit Antworten wie: ......das VCXY ist gut, hatte mit Light P keine Probleme, habe mit Interpro gute Erfahrung gemacht, wir machen das seit Jahren so, der Marinero macht das auch, usw. kann doch keiner was anfangen.
Auch bei älteren Booten wird mit solchen Propylaxen - Epoxydversiegelungen mehr als locker umgegangen. Haben wir noch eine tragfähige Gelcoatschicht, dann muss eine zusätzliche Beschichtung den Gelcoat ergänzen. Haben wir aber jetzt im Laminat eine Feuchteansammlung - Differenzwert > 1%, dann würden wir mit einer erhöhten Feuchtesperre die vorhandene Feuchte die sich gebildet hat im Laminat einschließen. Die Folge wäre, eine beschleunigte Trennung von Laminat und Harz, das Boot wird weich und der osmotische Prozess würde dann erheblich beschleunigt. Solche Boote riechen dann immer muffig wenn die Lucken geöffnet werden, da das Laminat zu versiffen beginnt. Die Märchen in den zahlreichen Foren (meist Händler und Verkäufer) einer 30 Jahre alten Yacht die immer osmosefrei ist, nur weil keine Bläschen sichtbar sind, sollte nicht jeder glauben, mit Ausnahme das Boot steht meist auf dem Lagerbock oder es erfindet einer die Physik "neu".
Da die zahlreichen Berichterstatter in den verschiedenen Foren (sehr oft Gewerbliche) nicht verstehen oder unterscheiden können, dass Osmose nicht gleichzusetzen ist mit einem osmotischen Schaden, dass Osmose auch nicht nach Essig riecht und dass die Osmose auch nicht sichtbar ist da die physikalischen Vorgänge im Nanobereich sehr langsam erfolgen, dass Bläschen mit oder ohne Geruch Bläschen sind und die Ursache eine osmotische Diffusion sein kann, aber nicht muss, dass der Unterschied zwischen Ursache und Wirkung nicht das selbe ist, so lange ist ein solches Geschäft mit der Osmoseangst möglich.
osmosep_1.JPG
Osmoseschutz Gelschield nach 12 Jahren in der Adria
ca. 50-facher Vergrößerung
Schaut Euch die Video-Dokumendationen der Firma Peter Wrede an, denn mit ein bisschen Gelschield wie es zahlreiche Anstreicherfirmen, besonders in Kroatien, Griechenland oder Italien machen ist es nicht getan.
Informationen siehe Literaturhinweise in Begrüßung http://www.antifouling-shop.com/show...GE-amp-ANTWORT
Admin