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40-Jahre altes 10-Meter-GFK-Boot mit Bläschen im alten Antifouling - Bitte um Beratung

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  • 40-Jahre altes 10-Meter-GFK-Boot mit Bläschen im alten Antifouling - Bitte um Beratung

    Sehr geehrter Friedrich Guthman,
    seit Erwerb meines ca. 40 Jahre alten GFK-10-Meter Motorboots im September 2018 lese ich hier gerne mit. Bei Übernahme hatte das Boot keine Anzeichen von Schäden am Rumpf oder Bläschen, deshalb hatte ich den ursprüngliches Plan, das Unterwasserschiff gleich nach Übernahme neu aufzubauen, zunächst aufgeschoben.
    Mein Boot ist ein Ganz-Jahres-Wasser-Lieger, 2019-2021 am Mittelrhein, seit einem Jahr jetzt im Märkischen Oderland - stets Binnengewässer.
    Beim Auskran-Check am vorvergangenen Samstag hat ein aufmerksamer Bootsnachbar kleine Bläschen im vorderen Drittel auf beiden Seiten des Rumpfs entdeckt. Wir haben ein paar angestochen, es kam Flüssigkeit raus und roch auch ein wenig (?) sauer...
    Erster Gedanke: Alles bis aufs Laminat runter, neu laminieren, neues Gelcoat und dann mit Epoxy-Primer (13-fach?) und Hartantifouling (3-fach?) neu aufbauen. Mein Unterwasserschiff hat offenbar schon viele Antifouling-Anstriche erhalten, zahlreiche Abblätterungen zeigen vielfältige Schicht-Muster.
    Nach stundenlangem Studieren (!) Ihrer wertvollen, zugleich gut lesbaren Erläuterungen der Zusammenhänge habe ich mittlerweile folgenden Plan entwickelt und möchte Sie dazu um Ihre Bewertung, ggf. korrigierende Beratung bitten:
    1. Wir schleifen die alten Antifouling-Schichten achtsam-zärtlich bis aufs Gelcoat runter (Ihre Empfehlung für Abbeizen las ich leider zu spät).
    2. Wir prüfen das Gelcoat auf Schäden mit einem kapazitiven Feuchtemessgerät und mit einer UV-Lampe bei Dunkelheit.
    3. Wir werden mit einem Kunstharz-Hämmerchen auch die Spannung bzw. Weichheit an mehreren Stellen prüfen.
    4. Falls wir im Gelcoat keine offensichtlichen Risse etc. entdecken und falls sich weder mit dem Feuchtemessgerät noch mit der UV-Lampe Hinweise auf Osmose finden, würde ich mit Ihrem Dickschicht-Epoxyd Relest Marine Stetecol auf das vorhandene Gelcoat aufbauen.
    5. Falls wir in Bereichen Risse oder starke Feuchtigkeitseinschlüsse hinter dem Gelcoat finden, würden wir bei geringem Befall die Stellen mit einem Kugelbohrer leicht an- und ausbohren, ansonsten das Gelcoat auch großflächiger abschleifen und einen Reinigungs- und Trocknungsprozess beginnen.
    6. Nach 5. und wiederholtem Abwaschen mit Aceton und Klarwasser und langer Trocknung einschl. regelmäßiger Messung würden wir wie in Nr. 4. verfahren.
    7. Nach Aufbau mit Relest Marine Stetecol würden wir ein dazu passendes Hartantifouling auftragen.

    Mein Boot ist ein überwiegend unbewegter Hafenlieger (wir machen pro Saison ein bis zwei mehrwöchige Bootsreisen, ansonsten nutzen wir das Boot im Hafen ... Deshalb denke ich ehr an Hartantifouling.

    Zu dem skizzierten Vorgehen ein paar Fragen an Sie:
    a) Sie empfehlen, vorhandenes Gelcoat eher nicht anzuschleifen, Priorisierung von Abbeizen. Ist für den Aufbau mit dem Dichschicht Epoxy Relest Marine Stetecol nicht dennoch ein leichtes Anschleifen erforderlich, um einen stabilen Haftgrund zu erzielen ?
    b) Wenn wir ein paar Schäden im Gelcoat finden und örtlich an- und ausbohren, reicht dann der Aufbau mit Dickschicht Epoxy auch zum Verfüllen kleiner Krater, oder ist dort zunächst eine Epoxy-Spachtelmasse einzubringen?
    c) Ist zwischen Dickschicht Epoxy Relest Marine Stetecol und Hartantifouling ein Haftgrund aufzutragen, oder kann das Hartantifouling direkt auf das Stetecol aufgebracht werden?
    d) Welches Hartantifouling würden Sie mir für den geplanten Aufbau empfehlen?
    e) Sie bieten ein Feuchte-Meßgerät für knapp 90,- EUR an. Markengeräte werden fast für einen 3-fachen Preis angeboten. Halten Sie das von Ihnen angebotene Meßgerät für meine Anforderungen für ausreichend präzise? Oder würden Sie doch eher zum Kauf eines Markengerätes, wie z.B. Greisinger raten?
    Besten Dank für Ihre Bemühungen,
    mit freundlichen Grüßen,
    Saint-Ex

  • #2
    Hallo Saint Ex,
    übrigens, hier im Forum sagt jeder zu mir Friedrich, also ohne den Herrn.
    Zur Vorgehensweise: Zuerst einmal zur Realität, das Boot ist 40 Jahre alt, war ein Jahreswasserlieger im Mittelmeer und hat wie jedes GFK-Boot Osmose und Feuchte aufgenommen. Das ist ein normaler Vorgang, daraus kann - muss aber nicht eine Blasenpest entstehen. Für eine vollständige Sanierung, Gelcoat weitgehend abtragen, teilweise laminieren, 3 Tage Trockenkammer und neuer Beschichtungsaufbau müsste einer in einer Werft um die 20 Mille kalkulieren.
    Ihr versuchst das Boot bis zum Gelcoat abzuschleifen, was ohne größere Beschädigung des Gelcoat nicht möglich ist. Da immer Reste der 1 K. Beschichtungen vorhanden bleiben können wir nicht mit einer 2 K. Beschichtung überschichten, es kommt zu Abplatzungen. Bei der Vorgehensweise scheidet also eine Stetecol-Beschichtung aus. Es ist auch ein Irrtum, das Problem mit den Bläschen mit viel Epoxid zu beheben, denn da genügen beim Stetecol 1- max. 2, beim Multicoat 2- max. 3 Anstriche um zum Beispiel den Gelcoat weitgehend zu ersetzen. Für diese Vorgehensweise müsste das Unterwasserschiff 2 x abgebeizt werden und mehrmals mit Stahlwolle und Aceton gereinigt werden. Eine Gallerenarbeit !!!
    Es hat sich bei dem Boot inzwischen auch die Auslastung geändert. Es ist inzwischen ein Saisonwasserlieger und hat auch die Möglichkeit über ein paar Monate zu entfeuchten. Um also einige Jahre an Zeit zu gewinnen, geht das in der Regel einfacher. Um also da einen Vorschlag zu machen müsste ich auch was sehen, so dass ein paar Bilder - Blasen - Risse -Schleifbild hilfreich wären. Also keine Panik, wegen ein paar Blasen, das lässt sich einfach beheben.

    Grundsätzlich sollten bei einen solchen Boot keine Hartantifoulings verwendet werden, auch wenn die sehr preiswert sind. Bei den Hartantifoulings haben wir es immer mit Rückständen der Trägerkomponenten zu tun, die dann in Schichtstärken anreichern und zu den Abplatzungen führen. Am besten wäre, Bilder und dann telefonieren, das geht einfacher als einen seitenlangen Vortrag.

    Grüße Friedrich

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