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340 EP: Haarrisse / Belastung gegenüber des ursprünglichen Gelcoats

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  • 340 EP: Haarrisse / Belastung gegenüber des ursprünglichen Gelcoats

    Hallo Friedrich,

    ich habe mein GFK-Segelboot (L: 8,50m, B: 2,50m, TG: 1,30m) wie folgt neu aufgebaut:
    1) 340 EP (3x, jeweils bei 20Grad "getempert")
    2) Sealer
    3) AF (3x).

    Nun ist mir beim Abslippen mit der Winde (feststehend) ein Missgeschick passiert. Mein Schiff hat auf einem Trailer gestanden (auf seinem Kiel und 4 weiteren Stützen, halt ganz normaler Strassentrailer). Ich war an Bord, der Windenmann war nicht ganz so "gut" (um es einmal vorsichtig auszudrücken). Es ging mit sehr schneller Fahrt bergab bevor diese durch Poller, die eigentlich versenkt hätten sein müssen, je zum Halten kam. Es gab einen mehr als ordentlichen Ruck durch das Boot (die Kraft muss ja irgendwo hin).

    Jetzt zu meiner Frage:
    1) Wie anfällig ist die Epoxid-Beschichtung - im Gegensatz zum originalen Gelcoat - in solchen Fällen? Die Epoxid-Beschichtung soll ja nicht so "Spannungs"-tolerant sein. Muss ich mir grossen Sorgen machen (Slip-Unfall)?

    2) Besteht die Möglichkeit, Haarrisse zu bekommen (und damit dann auch wieder Feuchtigkeit ins Laminat zu bekommen)?

    3) Sollte es zu Beschädigungen kommen: Sind diese punktuell (z.B. bei den Stützen oder im Kielbereich) oder gar grossflächig?

    Noch weiter gedacht:
    4) Kann ich mein Boot überhaupt noch über 1000km trailern (bei den heutigen Schlaglochpisten)?
    5) Muss ich mich beim Segeln zurück halten (Stichwort: hohe Welle)?

    Ich habe echt keine Lust die Arbeit noch einmal von vorne zu machen ...


    Vielen Dank.

    mfg
    Thomas

  • #2
    AW: 340 EP: Haarrisse / Belastung gegenüber des ursprünglichen Gelcoats

    Hallo Thomas,
    grundsätzlich einmal, Boote werden für das Wasser gebaut und nicht zum trailern. Bei trailern haben wir es meist immer mit Punktbelastungen zu tun, bw. kleine Auflageflächen und dafür ist kein Boot konzepiert. Es müssen daher auch die Auflage- Stützflächen entsprechend dimensioniert sein. Es ist auch beim Trailern zu achten, dass die Stützen da abstützen, wo auch die Stringer im Schiff sind, den die Laminatstärken haben oft nur 4-6 mm.
    Die Epoxidbeschichtungen halten Drücke aus, von mehr als 200 kg/qcm, im Grunde wie der Gelcoat. Sie haben nur nicht die Feuchtedichte eines Gelcoat. Problem vom Gelcoat, auch von den Epoxidbeschichtungen ist die Elastizität die ca. bei 2,5% liegt. Kommt es zu Verformungen durch starke Stöße wie beim trailern, oder auch bei den Gleitern die meist übermotorisiert sind, dann reissen solche Beschichtungen. Daher raten wir unseren Kunden nie mehr als zu 1-2 Anstrichen, da alles was mehr ist zu Lasten der Elastizität geht. Das was da z.T. von Verkäufern, Händlern, in den Foren oder mancher Hotline mit 6 -7 Lagen empfohlen wird, schadet in der Regel mehr (mit Ausnahme den Verkauf), als es nützt.
    Ob es zu Haarrissen gekommen ist, wegen den Missgeschick, kann natürlich nicht beurteilt werden. Da aber die Beschichtungen noch "frisch" sind, haben die eine erhebliche höher Elastizität im Vergleich wenn die mal 1-2 Jahre alt sind.
    Was die Feuchtigkeit betrifft die in ein Laminat eindringt, die erfolgt ohne Ausnahme bei jedem GFK-Boot, da nun mal alle Poliymere nicht feuchtedicht sind - nicht zu verwechseln mit wasserdicht. Die H2O Moleküle sind um ein vielfaches kleiner als die Riesen - Kettenmoleküle von Polymeren und durchwandern jedes Polymer. Aber keine Sorge, das ist ein natürlicher Vorgang bei jeder GFK-Yacht. Es ist möglich mit Beschichtungen wie den Gelcoat die Durchdringungszeit zu verlängern, aber es kann nicht verhindert werden. Durch Ansammlungen der Feuchte kann es im ISO Laminat zu osmotischen Reaktionen kommen, dass ist aber kein muss. Kommt es zu Reaktionen, dann können die auch nicht mit einer zusätzlichen Beschichtung verhindert werden, egal wie viel einer streicht. Also wegen dem slippen würde ich mir wenn keine sichtbaren Schäden vorhanden sind, zuerst einmal keine Gedanken machen. Solche osmotische Reaktionen dauern sehr lange, dann nicht zu vergessen, dass das darunter liegende ISO-Laminat auch eine erhebliche Feuchtedichte hat.

    Natürlich sind bei jeden Boot Grenzen gesetzt und hohe Wellen besonders wie wir die in der Adria kennen, sind eine gewaltige Belastung für ein solches Boot. Nur das ist kein Dauerzustand und nach ein paar Stunden vorrüber.
    Problem ist immer das Trailern. Ich war mehr als 12 Jahre auf Regatten unterwegs und musste ständig trailern. Obwohl der Trailer durchgehende Halbschalen hatte, wurde das Laminat weich. Bei den Spitzenseglern wurden auch die Boote alle 3 Jahre ausgetauscht. Was zuviel war, ist das Antifouling, denn da können bei Booten die lange an Land stehen Harrisse entstehen, daher empfehlen wir bei solchen Booten nur einen Anstrich, denn der reicht bei Saisonlieger mehr als 2 Jahre. Sollten Haarrisse entstehen, dann kommt es zu keinen Abplatzungen, also ignorieren und in 2-3 Jahren 1 mal dünn überstreichen.

    Ansonsten lasse Dir den Spass mit dem Boot nicht verderben, denn besonders bei älteren Booten ist eine Dauerbaustelle die Normalität.

    Grüße Friedrich

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    • #3
      AW: 340 EP: Haarrisse / Belastung gegenüber des ursprünglichen Gelcoats

      Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Dann hoffe ich, dass alles gut gehen wird :-)
      Gruss, Thomas

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