ich stehe vor dem Neuaufbau meines Unterwasserschiffes.
Vorweg einige Daten:
Typ: Ten Broek 900 AK, Holländische Motor - Kajütyacht mit max. 8-10 Knoten "Geschwindigkeit"
Fläche Unterwasserschiff: Exakt vermessen 22,6 qm inkl. Kiel und sonst. Anbauten bis OK Wasserpass.
Unterwasserschiff - Zustand:
Leicht ankorrodiert auf ca. 10 % der Fläche
Aufbau:
Außen Antifouling International Micron Kupferfarben (das alte, nicht Micron - EU)
Darunter ??? - eine in jedem Fall zu dünne 1 - K - Rostschutzschicht
Anoden - ich habe das noch nicht getestet - entweder Mg oder Al, stark verzundert und zu mehr als 75 % verbraucht.
Bilder siehe Anhang
Unterschiff 1.jpgUnterschiff 2.jpgUnterschiff 3.jpg
Überwasserschiff und Deck, jedoch nicht der Aufbau:
2 - K - System De IJssel Double Coat Polyester DD-Lak, graphitblau, kompletter Neuaufbau von einem holländischen Fachbetrieb 2012.
Bis auf wenige Pusteln guter Gesamtzustand
Das Schiff wird nur im Süßwasser (Mittelelbe) gefahren und soll möglichst lange (mehrere Jahre) im Wasser bleiben; unsere Vereinssteganlage erlaubt ein Verbleiben auch im Winter, bei Hochwasser etc.. Es wird auch im Winter gefahren, bis das Eis dies unmöglich macht.
Momentan ist das Schiff nach 2 Jahren erstmals draußen, und wenn ich schon saniere, dann richtig.
Das Boot steht draußen, ein Strahlbetrieb ist weit und breit nicht erreichbar und mit meinem Hafentrailer ohnehin nicht, wenn ich keine Begleitung mit Blaulicht haben möchte.
Also ist Eigenarbeit angesagt, was ich auch nicht scheue, wenn ein paar Dutzend Stunden harter Arbeit dafür erforderlich sind.
Krantermin ist der 9.4., viel Zeit bleibt also nicht mehr.
Vorab: Ich bin Chemiker und arbeite selbst im Bereich Korrosionsschutz, so dass ich die Grundlagen, die hier bislang von Hern Guthmann erläutert worden sind (übrigens hervorragend und tiefgehend erklärt) nach dem Lesen diverser Beiträge gut verstehe. Ich verstehe jedoch nichts von Farben, Lacken, 2 - K - Systemen und deren Zusammensetzung.
Und hier gehen meine Fragen los:
1.) Schiff einhausen oder ist das nicht erforderlich ? Reicht evtl. eine 200 µ - PE - Folie vom Süllrand zum Boden gespannt , oben angeklebt und am Boden z.B. mit Schaumstoffband und Dachlatten am Boden verankert?
2. )Der Komplettabtrag der alten Beschichtung- wie ?
Scrapperscheibe (z.B. Tercoo oder Perago, scheint ohnehin derselbe Hersteller zu sein) als alleiniges Instrument verwenden ?
Oder vorab / hinterher noch z.B. Zopfdrahtbürste, Farbschaber, Winkelschleifer - Scheiben wie die CBS - Scheiben (Kunststoffgeflecht mit Korund)
Wer hat Erfahrung mit den Scrapperscheiben ? Wie sind insbesondere die Standzeiten ? Die Videos dazu treiben jedenfalls jedem Sicherheitsingenieur die Röte ins Gesicht...
Halten die Wolframcarbidzähne fest im Kautschuk oder fliegen sie schnell heraus ?
3.) Der kritische Moment ist für mich unmittelbar nach dem Entrosten, da dann die Primäroxidschicht des Metalls nicht mehr vorhanden ist und bei der kleinsten Befeuchtung die Korrosion schnell voranschreitet. Bereich mit Elektroheizer aufwärmen ?
Ich habe auch einen Gasbauheizer, aber der entwickelt mir zu viel Feuchte. Richtigen Frost mit Luftfeuchte nahe 0 kann ich auch nicht mehr erwarten.
Dann also sofort mit RELEST Marine 377 drauf und die Nacht durchheizen ?
4.) Ich habe hier in einem anderen Beitrag folgenden Schichtenaufbau gefunden:
1- Relest®Protect 377 EP-Primer ZM / WG Zink 1 Lage / 2 Komp.
2- Relest®Protect 325 EP Tiecoat EG (Eisenglimmer) 1 Lage / 2 Komp.
3- Relest®Protect 346/347 EP MC (Multicoat) 2-3 Lagen / 2 Komp.
4- Relest®Marine 470 PVC-Vinyl 1 Lage / 1 Komp.
5- Relest®Marine 522 ECOSHIP oder bei Yachten im Bereich größer 25 Knoten bis zu 75 Knoten Marine 522 Fastline 2 Lagen / 2 Komp.
Baue ich die Schichten Nass-in-nass auf oder wie lange sollte bei, sagen wir, 15 - 20 Grad C die Zeit zwischen den Schritten sein ?
5.) Welche Schritte davon sind feuchtekritisch ? Über ein gutes Temperatur - Feuchte - Messgerät zur Überwachung verfüge ich. Zur Not kann ich Trockenmittel besorgen.
6.) Vom Relest®Protect 325 EP Tiecoat EG (Eisenglimmer)brauche ich rechnerisch nur 5 kg, Mindestgebindegröße ist jedoch 12 kg - oder kann ich kleinere Mengen von Ihnen bekommen ?
7.) Wenn ich 4 Schichten Relest®Marine 522 ECOSHIP streiche, sind 4 - 5 Jahre bis zur nächsten Auswanderung realistisch ?
8.) Am Wasserpass - Übergang zur professionellen 2-K - Lackierung - was muss ich beachten ?
9.) Irgendwo hier im Forum habe ich gelesen, dass durch den oben beschriebenen Aufbau die Opferanoden bis auf die an Schraube und Motor quasi überflüssig werden, habe ich das richtig verstanden? In jedem Falle neige ich dazu, die vorhandenen Anoden durch Neue zu ersetzen.
10.) Nur einmal interessehalber: Bei Solarspeichern u.ä. sind Elektroanoden (z.B. Correx) gängig - gibt es so etwas nicht auch für Stahlyachten und wenn nicht, was behindert deren Einsatz?
Viele Fragen, ich weiss. Ich wäre trotzdem dankbar für Ihre Antworten und würde dann in der Folge möglichst schnell bestellen wollen.
Herzlichen Dank im Voraus, Kai
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