Schlagworte:
Artverschiedene Metalle, Auflösungsstromdichte, Elementstrom, Flächenregel, galvanische Korrosion, Isolierung, Kontaktkorrosion, Mischbaukonstruktion
Erscheinungsform:
Bei elektrisch leitendem Kontakt zwischen einem metallischen Werkstoff und einem anderen, elektrisch leitenden Werkstoff (Metall, Grafit) in einer Elektrolytlösung, in der die Partner unterschiedliche freie Korrosionspotentiale besitzen, entsteht ein galvanisches Element mit dem elektrochemisch unedleren Partner als Anode. Dadurch wird die Korrosionsgeschwindigkeit des unedleren Metalls erhöht. Wegen der meist heterogenen Verteilung des Elementstromes treten häufig grabenförmige Abtragungen in der näheren Umgebung des Kontaktbereichs auf. Lochfraß und selektiver Angriff sind ebenfalls möglich. Die galvanische Auswirkung des Kontaktes, und damit auch die Geschwindigkeit des Metallabtrags, nehmen mit zunehmendem Abstand von dem Kontaktbereich ab.
Bei deckschichtbildenden Metallen können Reaktionshemmungen und Potentialänderungen das Korrosionsverhalten der Partner ändern. Ursache der „Potentialveredelung“ ist, dass das amphotere Zink durch Wasser bei Temperaturen von höher als 60 °C zu Zinkhydroxid reagiert. Eine Zn(OH)2-Schicht auf Zn ist „edler“ als deckschichtfreies Zn. Mit zunehmenden Elektrolyt- und Übergangswiderständen lokalisiert sich der Korrosionsangriff auf die Kontaktstelle.
Mechanismus:
Die Auflösungsstromdichte iA des Kontaktelements verschiebt das Potential der Anode (unedlerer Partner) zu positiveren Werten und erhöht dadurch deren Auflösungsgeschwindigkeit. Mesung dieser Stromdichte des galvanischen Elemetes kann zur Bewertung der Kontaktkorrosionsgefahr herangezogen werden.
Anmerkung:
Die Auflösungsstromdichte iA ist nicht äquivalent der Korrosionsgeschwindigkeit der Anode, da die Eigenkorrosion der Anode dabei nicht berücksichtigt wird. Der Eigenkorrosionsanteil an der gesamten Korrosionsgeschwindigkeit ist der Betrag, der den durch iA bedingten Anteil übersteigt und durch die kathodische Teilreaktion an der Anode verursacht wird.
Einflussgrößen:
Die Erhöhung der Geschwindigkeit der Metallauflösung hängt wesentlich von dem Flächenverhältnis zwischen edlerem Werkstoff (Kathode) und unedlerem Werkstoff (Anode) ab. Weitere Einflussgrößen sind der Elektrolytwiderstand, die Differenz der Ruhepotentiale, die Polarisationswiderstände der Elektroden und die geometrische Anordnung der Kontaktpartner. Unter vereinfachten Annahmen und bestimmten Voraussetzungen - vernachlässigbarer Widerstand der Elektrolytlösung und der anodischen Polarisation - ist die Auflösungsstromdichte und damit die Korrosionsgeschwindigkeit dem Verhältnis der Flächen von Kathode (FK) zur Anode (FA) proportional.
Dies bedeutet in der Praxis, dass die Gefahr der Bimetallkorrosion immer dann groß ist, wenn das unedlere Metall die kleinere Fläche aufweist, während im umgekehrten Fall zwar bimetallische Korrosion abläut, die jedoch so langsam ist, dass keine praktische relevante Schädigung resultiert.
Konstruktive und fertigungstechnische Maßnahmen:
Sollen artverschiedene metallische Werkstoffe miteinander verbunden werden (Mischbaukonstruktion), so kann eine elektrische Isolierung zwischen den Metallen zu einem vollständigen Schutz der Bauteile gegen Kontaktkorrosion führen. Die Isolierung muss vollständig sein und wird durch Isolierhülsen, -scheiben, -binden und -pasten vorgenommen. Ungeeignete Isolierstoffe oder unsachgemäße Anwendung an sich geeigneter Stoffe führen zu Schäden an der Verbindung. Vor allem ist auf die Vermeidung von Spalten zwischen Isoliermaterial und Werkstoffoberfläche zu achten, um die Begünstigung von Spaltkorrosion bei Vorhandensein eines Elektrolyten zu vermeiden. Bei der Verschweißung artverschiedener Werkstoffe ist darauf zu achten, dass einer großen Anode eine möglichst kleine Kathode (z. B. Schweißnaht in einer Behälterwand) gegenübersteht.
Häufig lässt sich die Kontaktkorrosion durch Beschichtungen oder durch Überzüge vermeiden, wobei entweder beide Kontaktpartner geschützt werden oder - besser - nur der kathodische (edlere) Bereich.
Häufige Schäden:
Kontaktkorrosionsschäden werden durch die Paarung artverschiedener Metalle und ein großes Flächenverhältnis von Kathode zur Anode gefördert. Bei Anwendung von Isolierstoffen können Schäden auftreten, die auf ungenügende Berücksichtigung der Isolierstoffeigenschaften zurückzuführen sind.
Kommentar